Offensichtlich kommt es innerhalb der von Israel besetzten palästinensischen Gebiete immer wieder zu systematischer Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen durch israelische Firmen. Diese Situation ist eng verbunden mit den allgemeinen prekären Lebensumständen der dort lebenden palästinenischen Bevölkerung. Exemplarisch hierfür wird beispielsweise darüber berichtet, wie israelische Firmen im Jordantal Kapital aus der Armut der unterdrückten palästinensischen Bevölkerung schlagen.
Das Jordantal im Gebiet des Westjordanlandes steht zu 87% unter israelischer Kontrolle. Somit weist die Region ebenfalls eine sehr hohe Anzahl israelischer Siedlungen auf. Hinzu kommt die übliche Praxis der Errichtung von unzähligen militärischen Kontrollpunkten und Sperrzonen. All dies trägt zu einer teilweise extrem eingeschränkten Bewegungsfreiheit der ansässigen palästinensischen Bevölkerung bei.
Daher verwundert auch die geschwächte regionale palästinensische Wirtschaft wenig. So erläutert Isra Muzaffar, welche als Leiterin des UN-Büros für die Koordinierung Humanitärer Hilfe im zentralen Westjordanland engagiert ist, in einem Blogbeitrag von DerStandard.at: „Die palästinensischen Bauern und Händler im Jordantal schaffen es kaum ihre Produkte zu verkaufen, weil ihre Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt ist, und sie immer weniger Land und Wasser zur Verfügung haben.“ Praktisch bedeutet dies, dass beispielsweise die palästinensischen Viehzüchter mit einer Menge von etwa 20 Litern Wasser täglich auskommen müssen, währenddessen allein der durchschnittliche Wasserverbrauch innerhalb der benachbarten israelischen Siedlungen mit 300 Litern pro Kopf um ein Vielfaches höher liegt. Die Situation bezüglich der Verteilung von Weideland ist dementsprechend.
Vor dem Hintergrund der ökonomischen Ungleichheit und der gerade beschriebenen extremen Ungleichverteilung wichtigster Ressourcen, erscheint eine sich ergebende Abhängigkeit der palästinensischen Bevölkerung von den israelischen Siedlungen zwangsläufig. In einer Art Zwei-Klassen-Gesellschaft treibt es folglich viele um ihre Existenz kämpfende verarmte Familien in die Lohnabhängigkeit israelischer Betriebe. Um über die Runden zu kommen, sind hierbei viele dieser Familien gleichzeitig darauf angewiesen, dass auch ihre Kindern einen finanziellen Beitrag beisteuern.
Obwohl entsprechende israelische Firmen formell auch innerhalb der besetzten palästinensischen Gebiete an nationales Arbeitsrecht gebunden wären, stellt sich die Lage der minderjährigen Beschäftigten in der Realität meist anders dar. Viele der palästinensischen Kinder und Jugendlichen, die häufig insbesondere in den israelischen Landwirtschaftsbetrieben arbeiten, sind weder versichert noch mit grundlegenden Arbeitsrechten ausgestattet. Der Lohn, welchen die Kinder und Jugendlichen für ihre harte Arbeit erhalten, liegt zumeist bei lediglich etwa 13 Euro täglich und dies obwohl die meisten dieser israelischen und internationalen Unternehmen große Gewinne einfahren.
Stellvertretend dafür wird in dem Beitrag auf der Internetseite DerStandard.at darüber berichtet, wie ein 15-jähriger palästinensischer Jugendlicher aus dem Dorf Fasa’il im Jordantal, in der laut internationalem Recht illegalen israelischen Siedlung Tomer, für weniger als 300 Euro monatlich Gemüse erntet. Bis auf eine dreimonatige Sommerpause zwingt ihn die Armut seiner Familie dazu, jeden Tag ohne Urlaub, Ferien oder ähnliches zu schuften. Dieses Schicksal teilen sich viele der Kinder und Jugendlichen, deren Familiensituationen kaum Alternativen gewähren, so dass ein Mitarbeiter des palästinensischen Ma’an Development Centers im selben Beitrag die Lage vieler palästinensischer Familien in der Region treffend auf den Punkt bringt: „Es gibt so wenige Beschäftigungsmöglichkeiten im Jordantal, dass Palästinenser die Wahl haben, entweder daheim zu bleiben oder in einer Siedlung zu arbeiten, um so wenigstens ihre Familie ernähren zu können.“ 1) 2)