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Textilbündnis schlägt fehl

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Vergangenen Donnerstag wurde das „Bündnis für nachhaltige Textilien“ von Entwicklungsminister Gerd Müller vorgestellt. Das seit einem halben Jahr geplante Programm stieß jedoch größtenteils auf Ablehnung. An der Planung waren rund 60 Firmen und Verbände der Textil- und Modebranche beteiligt, letztendlich unterschrieb das Abkommen dann aber nur knapp die Hälfte. 1)

Ziel des Textilbündnisses ist es, sich für festgesetzte soziale und ökologische Standards bei der Textilproduktion zu verpflichten. Müller will somit angemessene Löhne für die Arbeiter vor Ort schaffen, den Gebrauch von gesundheitsschädlichen Chemikalien so gut es geht eindämmen und sicherstellen, dass keine Kinder bei der Produktion beteiligt sind. 2) Das Bündnis sieht vor, die Produktion schon ab dem Anbau der Baumwolle transparent durchzuführen und so Schritt für Schritt die Herstellung sozial und ökologisch vertretbar zu gestalten. 3) Bei der Planung waren Anfangs noch Branchengrößen wie Adidas, Aldi, H&M oder Kik beteiligt. Auch Verbände wie der Gesamtverband Textil und Mode oder der Einzelhandelsverband HDE waren involviert. Trotzdem schloss sich am Donnerstag keiner dieser Vertreter dem Bündnis an. Ein Grund, den der HDE beispielsweise anbrachte, war die Komplexität des Programms. Der Verband äußerte sich grundsätzlich positiv gegenüber dem Bündnis, plädierte aber für Ziele, die besser umsetzbar seien. Firmen, die nicht selbst im Ausland produzieren, seien dort meist nur Auftraggeber und somit nicht in der Position, genügend Einfluss auf die Arbeitsschritte ausüben zu können. 4) Doch als Abnehmer sind genau sie es, die Druck auf diese Unternehmen ausüben könnten. Der Verband bemängelte zudem, dass die Überwachung der gesamten Lieferkette unmöglich sei. Dass dies möglich ist, haben aber bereits vor allem mittelständische Unternehmen bewiesen. Speziell die Großen der Branche sollten die finanziellen und personellen Mittel haben, eine solche Überprüfung durchzuführen.
Für den Gesamtverband Textil und Mode hingegen stellte der Verzicht auf bestimmte Chemikalien ein Problem dar. Bei manchen Produkten, wie beispielsweise feuerfester Kleidung, wäre der Einsatz dieser unerlässlich. 3) Die Umweltschutzorganisation Greenpeace wiederum verweigerte den Beitritt, weil die von ihr vorgeschlagenen Standards einer gänzlich giftfreien Produktion nicht berücksichtigt wurden.
So zeigt deren Detox-Kampagne schon seit 2011, dass Kleidung auch giftfrei hergestellt werden kann. 2)
Andere Nichtregierungsorganisationen bemängelten zudem die Freiwilligkeit des Abkommens. Auch die Tatsache, dass für die Teilnehmer bei Verstoß gegen die Vorgaben keinerlei Strafen folgten beanstandeten sie. Als Konsequenz setzen sich diese NGOs nun für den Entwurf eines Gesetzes ein, der die Unternehmen zum Einhalten solcher Richtlinien zwingen soll. 5)
Vertreter der Branche versuchen sich jedoch mit diesem Argument aus der Affäre zu ziehen. So sehen sie die Schaffung und Einhaltung von Standards als Aufgabe der Politiker und weniger der Firmen selbst. 6)

Der CSU-Politiker ist dennoch zuversichtlich, dass sich im Laufe der Zeit weitere Unternehmen anschließen werden. Er erwartet zunehmenden Druck von Seiten der Verbraucher, die seiner Meinung nach vermehrt sozial verträgliche Ware fordern würden. 2) Er plant für kommendes Jahr zudem ein Online-Portal, welches Verbrauchern einen Überblick über die einzelnen Textilsiegel geben soll. Für die Bündnisteilnehmer soll es bald ein eigenes Siegel geben: den grünen Knopf. 4) Trotz des guten Ansatzes, schießt Müller mit seiner Forderung, deutsche Sozialstandards in allen Produktionsländern einzuführen, aber eher über das Ziel hinaus 7). So liegt der Verdacht nahe, dass er aufgrund seiner bisher kurzen Amtszeit als Minister der Entwicklung mit diesem Bündnis ein Projekt schaffen wollte, wodurch er sich auch noch langfristig einen Namen macht. Dies könnte die so hoch gesteckten Ziele erklären.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Süddeutsche Zeitung: Auf Kante genäht – 23.10.2014
  2. Entwicklungspolitik online: Müller verkündet freiwilliges „Textilbündnis“ – 23.10.2014
  3. tagesschau.de: Was bringt Müllers Textilbündnis? – 23.10.2014
  4. Frankfurter Allgemeine Zeitung: Des Entwicklungsministers neue Kleider – 23.10.2014
  5. Stuttgarter Nachrichten: Wenig Freunde für Textilbündnis gegen Ausbeutung – 23.10.2014
  6. Stuttgarter Nachrichten: Viele Firmen lehnen Textilbündnis ab – 23.10.2014
  7. Zeit online: Textilindustrie brüskiert Entwicklungshilfeminister Müller – 23.10.2014



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