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Kinderhandel in Indien, „Schwesternstaaten“ besonders betroffen

 |  Bild:  © Jsingh 1699 - dreamstime.com

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Jede Stunde werden in Indien 13 Kinder entführt und verkauft. Der Nobelpreisträger Kailash Satyarthi rief jetzt die zahlreichen Computerspezialisten Indiens dazu auf, eine Datenbank aller Kinder im Land anzulegen, um sie vor Ausbeutung zu schützen. 1) Denn wenn die Kinder nicht registriert sind, wird sie außerhalb ihres engsten sozialen Umkreises niemand vermissen.

Satyarthi weiß, wie wichtig solch eine Dokumentation wäre. 2013 befreiten er und Mitarbeiter seiner Organisation Bachpan Bachao Andolan in der Hauptstadt Delhi 1.300 Kinder aus der Zwangsarbeit. 800 von ihnen waren trotz der Entführung weiterhin in den Schulen ihrer Heimatdörfer gemeldet. Das Geld, das für die Ausbildung der Schüler gedacht war, wurde in dieser Zeit von den Behörden veruntreut.

Anfang dieses Jahres nahmen Behörden im indischen Bundesstaat Tamil Nadu eine Krankenschwester und einen Menschenhändler fest, die ein Kleinkind verkauft hatten. Die Krankenschwester und die Frau des Menschenhändlers, ebenfalls von Beruf Krankenschwester, hatten in der Vergangenheit vermehrt Kleinkinder an Ehepaare aus dem indischen Bundesstaat Kerala verkauft. Die Polizei konnte drei weitere Kleinkinder vor einem Verkauf bewahren, unter ihnen ein zweijähriges Mädchen, das in einem Privathaus festgehalten wurde. Ein Elternpaar hatte sich sogar aktiv an die beiden Krankenschwestern gewandt, mit der Absicht ihr Kind zu verkaufen – es war für die Familie das dritte Mädchen. 2) 3) 4)

Besonders kritisch ist die Lage im indischen Bundesstaat Manipur. Manipur gehört zu den sogenannten sieben Schwesterstaaten Nordostindiens, die nur durch einen schmalen Landkorridor mit dem Rest des Landes verbunden sind. 5) Immer wieder melden indische Medien Fälle von Verschleppung und Handel Minderjähriger aus der Region. Manipurs Grenze zu Myanmar mit einer Länge von 398 Kilometer, macht den indischen Bundesstaat für viele Menschenhändler interessant. Zwangsrekrutierungen für die myanmarische Armee sind in diesem Zusammenhang eines der am häufigsten begangenen Verbrechen. 6) 7)

Indien und Myanmar verbindet ein freundschaftliches Verhältnis, sie unterhalten zahlreiche Abkommen und Verträge. Trotzdem kann der Menschenhandel in Manipur meist unbemerkt stattfinden. Ein Grund hierfür ist die abgeschiedene Lage Manipurs im Nordosten Indiens sowie der geringe Bevölkerungsanteil: Lediglich drei Prozent der Inder leben in den sogenannten Schwesternstaaten, was häufig zu Vernachlässigung seitens der indischen Regierung führt und in dem Gebiet das Gefühl des Abgehängt- und Vergessen-Worden-Seins hervorruft. 8)

Bei einem Besuch in einem der indischen Schwesternstaaten Assam sagte Kailash Satyarthi 2012: „Die Medien, die Gesellschaft, die Regierung und kommunale Behörden sollten in Gebieten, die anfällig für Menschenhandel sind, Hand in Hand arbeiten, um die lokale Bevölkerung aufzuklären und zu stärken.“ 9) Bildung nannte der Friedensnobelpreisträger damals als den wichtigsten Faktor im Kampf gegen Ausbeutung von Kindern. Die Anmeldung in einer Schule allein, sorge nicht für eine gute Ausbildung. An dieser Ansicht Satyarthis hat sich bis heute nichts geändert. Immer wieder betont er die Bedeutung von guter Bildung, die über die Zukunft Indiens entscheiden würde. 1)

Satyarthis Appell für die Registrierung der Kinder und für bessere Schulbildung nehmen die Wurzel des Problems Menschenhandel ins Visier. Solange die indische Regierung nicht mit im Boot sitzt, kann Satyarthi jedoch nur die Symptome bekämpfen – indem er Kinder befreit und an den Verstand der indischen Gesellschaft appelliert.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. The Asian Age: „Use tech to end child trafficking“; nicht mehr verfügbar
  2. The Times of India: Nurse, tout held for child trafficking; nicht mehr verfügbar
  3. Mitgiftzahlungen haben immer noch Tradition in Indien und sind häufig eine immense Belastung für die Familien der Braut. Mädchen werden daher oft als finanzielle Bürde empfunden und sind beim Kinderwunsch Söhnen meist untergeordnet.
  4. Deutsche Welle: Mitgift in Indien: Eher Fluch als Segen – aufgerufen am 12.01.15
  5. Wikipedia: Manipur – aufgerufen am 12.01.15
  6. The Hindu: Child recruitment draws ire in Imphal – aufgerufen am 12.01.15
  7. The Hindu: Child trafficking in Manipur a cause for concern – aufgerufen am 12.01.15
  8. Newsweek: Ignored massacre of India’s forgotten fringe – aufgerufen am 12.01.15
  9. The Assam Tribune: North east major source of child trafficking – aufgerufen am 12.01.15



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